Ein nicht unerheblicher Teil der Faszination eines Solo-Konzertes des Kanadiers Bruce Cockburn ist zweifelsohne seine beeindruckende Bühnenpräsenz. Es gibt kaum jemanden, der dermaßen souverän und charmant eine leere Bühne, auch vor einem größeren Saal, alleine ausfüllt. Der Versuch, dieses auf der vorliegenden Live-Doppel-CD dadurch einzufangen, indem auch kleinere Anekdötchen und Ansagen des Meisters eingefangen und die Aufnahmen erkennbar in kleineren Clubs, vor fanatischem Publikum aufgezeichnet wurden (wofür eine ganze Menge Material angesammelt wurde), ist dennoch nur teilweise gelungen. Denn ohne Cockburn tatsächlich vor sich zu haben, geht doch einiges von der Magie flöten. Anderes freilich, blieb auch auf Konserve erhalten. Zum Beispiel die leichtfüßige Art, mit der er – ziemlich jazzig – seine Songs auf der Solo-Gitarre umspielt, die im Laufe der Jahre dann doch heiser gewordene Grummelstimme und das erfolgreiche Bemühen, die Studioversionen bestenfalls als Ausgangspunkte für die Live-Exkursionen herzunehmen. In diesem Sinne ist diese Scheibe denn auch vorwiegend etwas für Fans – zumindest aber für Leute, die Cockburns Songs gut kennen und die subtilen Zwischentöne zu schätzen wissen, mit denen Cockburn am meisten zu überzeugen weiß.
„Slice O Life – Live Solo“ von Bruce Cockburn erscheint auf True North/Alive.