Schon mal vorweg: Diese Platte ist NICHTS für den durchschnittlichen Teenager von heute! Der Mix aus rigoroser Zitation angestaubter Bibelverse, schleppenden Tempi und gezielt gesetzten Disharmonien wird jeden jungen Green Day- oder Kings Of Leon- Anhänger dazu bringen, dieses Werk mit einem angewiderten „Fahrstuhlmusik!“ oder gar Schlimmerem zu quittieren. Zumindest fast jeden.
Dass unserem Heißsporn in diesem Fall einfach nur die Geduld oder Tiefsinnigkeit fehlt, „1960“ die gebührende Aufmerksamkeit zu widmen, versteht sich von selbst. Über die religiösen Texte lässt sich streiten, aber an der alternativen und ausladenden Instrumentalisierung gibt es nichts auszusetzten. Denn auch für das elfte Album holt sich Mastermind und einzig konstantes Mitglied von Soul-Junk, Glen Galaxy, wieder die Unterstützung zahlreicher Kollegen und Familienmitglieder. Da wären diesmal solche als der eigene Sohn, die in der Band Danielson beheimateten Eheleute Smith nebst Vater Lenny, Cellist Jie Jin und zahlreiche andere, hierzulande kaum bekannte Größen.
Das Zusammenspiel von insgesamt neun Künstlern kitzelt aus den 22 Stücken so den ein oder anderen virtuosen Moment heraus und auch am Schlagzeug wird reger Gebrauch von den Cymbals gemacht, die mit funkigem Arrangement fast schon was jazziges haben. Und nachdem man die Platte drei Stunden Schleife hat laufen lassen, stellt sich dann diese wohlige Vertrautheit ein und man beginnt, sich selbst mit dem kaum mit Galaxys Stimme harmonierendem Gesang von Elin Smith und den doch leicht nervenden Psalm-Fetzen anzufreunden. Richtig rockige Ansätze lassen sich dann noch im flotten „Screaming Lobster“ finden, und spätestens jetzt sollte auch unser Billie Joe Junior einigermaßen zufrieden gestellt sein. Eigentlich auch kein Wunder, dass Glen Galaxy nach 16 Jahren Banderfahrung mit Soul-Junk (man ist „1950“ gestartet und mittlerweile ein Jahrzehnt weiter angelangt) genug gelernt hat, um für jeden was Passendes einzubauen – wir sind auf „1961“ gespannt!
„1960“ von Soul-Junk erscheint auf Sounds Familyre/Cargo.