Der ist gut: Joe Barbierio mache „guten Italo Pop jenseits der Eisdiele“ heißt es in der Info zur neuen Scheibe des neapolitanischen Maestros. Dabei wäre diese Bezeichnung fast eine Beleidigung, denn mit Pop – und schon gar nicht mit dem, was man gemeinhin als Italo-Pop vermutet – hat Barbieri fast gar nix am Hut. Stattdessen gibt es gepflegten Cocktail-Jazz der sanftmütig / schläfrigen Sorte mit Elementen aus Bossa Nova, Samba, französischem Chanson und einer Prise Tango-Sensibilität. Dazu flüstert Barbieri eher als das er singt, verlässt sich auf die beruhigende Wirkung eines kompletten Film-Orchesters und outet sich auch als Fan karibischer Klänge: Auf „Malegria“ lässt sich Barbieri auf ein Duett mit der kubanischen Son-Legende Omara Portuondo ein, das er allerdings zu portugiesischen Fado-Klängen in Szene setzt. Bei den orchestralen Nummern geht er in der Art der großen Entertainer vor, bei denen mehr auch immer mehr war – gleichwohl Barbieri als Interpret eher zurückhaltend agiert. Dabei covert er Henri Salvador und Paolo Conte – jedoch nicht unbedingt werksgetreu, sondern dem Geiste seiner eigenen Kompositionen verwandt. Auch wenn sich das Ganze en passant nach wohltemperierter Unterhaltungsmusik anhören mag: Zwischen den Zeilen passiert da eine ganze Menge und das zeigt, dass Barbieri ein relativ wandlungsfähiger Vertreter seiner Zunft ist.
„Maison Maravilha“ von Joe Barbieri erscheint auf Le Pop Musik/Groove Attack.