Ein Palindrom ist ein Begriff, der von hinten und vorne betrachtet, denselben Sinn ergibt / etwa das Wort „Reliefpfeiler“, das von hinten und vorne gelesen das Selbe heißt. So etwas gibt es auch in Bezug auf die Musik: Melodien, die vorwärts oder rückwärts gespielt gleich klingen. Das ist in Bezug auf Altmeister Billy Cobham natürlich ein wenig irreführend, auch wenn böse Zungen behaupten, dass alles was er mache, immer gleich klänge. Dafür, dass dem nicht ganz so ist, ist dieses neue Werk eigentlich ein ganz guter Beleg. Sicher, Cobham hat als einer der Gründerväter des Fusion-Jazz natürlich schon einen recht spezifischen Stil. Andererseits bemüht er sich auch immer, durch wechselnde alte und junge Gäste, Schwung in den Laden zu bringen. Und das ist auch hier so. Es gibt fünf neue Versionen älterer Cobham-Nummern und fünf Neukompositionen, von denen die letzte „Saippuakivikauppias“ heißt. Das ist finnisch und das längste bekannte Palindrom überhaupt. Cobhams Mucke ist gemeinhin ziemlich gefällig – und das ist auch hier nicht anders. Als Soundtrack für Fernsehdokumentationen ist jede seiner Nummern zu gebrauchen. Obwohl er und seine Gäste ihre Instrumente natürlich palindrommäßig (also von vorne wie hinten) bedienen können, wird erfreulicherweise nicht so viel rumgefrickelt und die Arrangements sind dermaßen abwechslungsreich, dass wirklich jede Nummer Überraschungen parat hält und deswegen auch niemals langweilig werden und schon gar nicht vorhersehbar sind. Bis auf den unpassenden Namen ist diese in Cobhams Heimat, der Schweiz aufgenommene und in New York mit Bläser-Overdubs versehene Werk also durchaus gelungen.
„Palindrome“ von Billy Cobham erscheint auf BHM/Zyx.