Eigentlich reichte es vollkommen aus, wenn die gebürtige New Yorkerin Nell Bryden ihr abenteuerliches Leben vertonen würde. Als Tochter klassisch ausgebildeter Musiker begleitete sie diese auf Tour durch Südamerika, verbrachte ein Jahr in Australien, nahm eine erste Scheibe in Nashville auf, tourte dann als Songwriterin mehrmals durch Irland, begann eine zweite Scheibe in New Orleans, besuchte die US-Truppen in Irak, fand ein wertvolles Gemälde auf ihrem Speicher, versteigerte dieses für 260 000 $ und nahm mit diesem Geld die besagte New Orleans-Scheibe noch ein Mal „ordentlich“ auf, mit Produzent David Kershenbaum hinter den Reglern. Nun kann man nicht direkt sagen, dass man die einzelnen Stationen Nells aus den neuen Songs heraushören kann – nur dass da jede Menge Erfahrung und Routine dahintersteckt. New Orleans als Basis macht auch Sinn, denn der Scheibe unterliegt ein ausgeprägtes Southern-Feeling – auch wenn Nell als Basis Country-Folk bevorzugt. Daneben gibt es Soul, Blues, Honkytonk und Southern Swing en Masse – alles schön satt produziert mit klassischen Südstaaten-Feeling. Es ist dabei keineswegs so, dass die Scheibe bewusst als Retro-Referenz aufgebaut ist – nur bekennt sich Nell zu ihren Inspirationsquellen – und das sind nun mal die klassischen Altvorderen, die sie aber immerhin von dem Gedanken abbrachten, auf den Pfaden einer Opern-Diva zu wandeln. „What Does It Take?“ ist somit eine in jeder Beziehung runde, zeitlose und handwerklich perfekt inszenierte Americana-Scheibe geworden.
„What Does It Take?“ von Nell Bryden erscheint auf Cooking Vinyl/Indigo.