Platte der Woche KW 21/2010
Es ist immer schön, wenn die Erwartungen erfüllt werden. Wenn die Hoffnungen zu Wahrheiten werden. Wenn man von einer Platte, auf die man sich so sehr gefreut hat, nicht enttäuscht wird. Zugegeben, die Wahrscheinlichkeit, dass Far ihre Fans mit ihrer Wiederauferstehung und einer neuer Scheibe enttäuschen würden, war zwar gering – denn ey, es sind Far! -, aber sie war eben da. Haben sie es noch drauf? Machen sie als Band noch ähnlich Großes wie damals? Kann „At Night We Live“ uns noch berühren? Und verdammte Scheiße, ja! Und wie!
Das erste Album seit zwölf Jahren lässt keine Zweifel zu, erstickt jegliche Kritik im Kern. Schon der Opener „Deafening“ sorgt für Gänsehaut und Glückseligkeit. Die Band prescht nach vorne, Jonah Mantranga haut uns um. Selbst Songwriter, Gitarrist und Kollegen Shaun Lopez: „Das ist heavier als alles, was wir zuvor gemacht hatten. Jonah singt auf eine Art und Weise, wie noch nie zuvor.“ Das anschließende nicht minder schöne, aber doch ruhigere „If You Cared Enough“ beschreibt der gute Mann übrigens als „Coldplay mit Muckies“. Zweiter Song, zweiter Kracher.
Und Far machen so weiter. Setzen auf ihre Stärken, ohne blind nach hinten zu schauen. Sie klingen modern, aktuell, aber doch jung und erfrischend und natürlich ein bisschen wie damals. Sie schaffen wundervolle Lieder wie das fixe „Fight Song #16,233,241“, den Deftones-Bassist Chi gewidmeten Titelsong oder das mächtig groovende und mit Helmet-Riffs ausgestattete „Dear Enemy“, die allesamt begeistern und die weder Post noch Emo oder Hardcore sind. Sondern einfach starke Stücke, auf die man viel zu lange warten musste. Und die man hoffentlich auch bald in der Live-Umsetzung genießen darf.
„At Night We Live“ von Far erscheint auf Arctic Rodeo/Alive.