Hm, Hammer und Amboss – sind PRR etwa von der Kritik der reinen Vernunft auf True Metal umgestiegen? Das nun doch nicht, auch wenn ihre stilistische Entwicklung sie nochmals weiter vom zurecht legendären Longplay-Debüt „The Dark Third“ wegführt. Statt dessen kühler Artrock- bzw. Indieprog-Eleganz wird „H&A“ von hämmernden Industrial-Beats beherrscht. Frau Alpers Stimme kommt in diesem Kontext nicht mehr kühl im Sinne von sanft und abgehoben, sondern eher kühl im Sinne von schneidendem Stahl rüber.
Nach dem brachialen Einstieg von „Fight Fire“ hält allerdings das verträglichere „Black Mourning“, dessen Gesang überwiegend von Jon Courtney stammt, Fans des alten Materials der Briten bei der Stange. Auch „Patriarch“ schwingt eher Palmwedel als Hammer, allerdings ebenfalls über einem computerbelebt wirkenden Rhythmus. Bei „Last Man, Last Round“ ist die Schonzeit aber wieder vorbei – dessen Techno-Versatzstücke, Remix-Inventar und Quietschkeyboards ballern über eine entsprechende Anlage zwar eindruckweckend, hinterlassen aber auch eine merkwürdige Leere, wenn das Stück durchgelaufen ist. „Over The Top“ ist wie Depeche Mode auf Warp 3 intensiviert. Selbst die Musiktitel sind martialisch: „Blitzkrieg“, „Open Insurrection“ (noch die interessanteste Komposition), „Armistice“…
„H&A“ klingt, als wenn PRR den Soundtrack für NOCH einen Matrix-Abklatsch (Teil 4, „Matrix Recycled“ %3B-) beigesteuert hätten – und letzteren würden echte Fans von Teil 1 ja eigentlich auch lieber gar nicht erst sehen müssen. Ähnlich sieht’s bei PRR und ihrem ersten vs. den Folgealben aus: Geschmackssache! Hörtest anbefohlen.
„Hammer And Anvil“ von Pure Reason Revolution erscheint auf Superball/EMI.