Katharina Franck hat ja gewissermaßen ein gespaltenes Verhältnis zu deutsch gesungenen Songs. So bevorzugte sie auf eigenen Scheiben stets das englische Idiom – abgesehen von ihren Spoken Word-Experimenten. Und so wundert es dann auch nicht, dass Katharina auf diesem Album mit „Fremdmaterial“ als vollberufliche Deutsch-Sängerin debütiert. Die Idee, Rilke zu vertonen, stammt aber vom namensgebenden Paten des Projektes, Reinhardt Repke, der auch ein paar Tracks singt und für die Musik verantwortlich zeichnete, die direkt von den Rilke-Texten inspiriert wurde.
So weit so gut: Kurz gesagt – so wie sich das jetzt anhört, fragt sich im Nachhinein, wieso vorher noch nie auf diese Idee gekommen ist. Rilke ist bei Musikanten (besonders englischsprachigen) eh immer hoch geachtet und einmal abgesehen, dass die Wortwahl und -Stellung heutzutage ein wenig eigenartig wirkt, funktionieren die Gedichte als Songtexte ganz wunderbar. Jedem, der Texte in dieser Manier schriebe, attestierte jedermann gewiss poetische Fähigkeiten. Nun gut: Diejenigen, die sprachlich immer nach dem kleinsten, gemeinsamen Nenner der Verständlichkeit schielen, würden vermutlich darüber lächeln. Aber an die richtet sich diese Scheibe ja auch weniger. Übrigens: Interpretiert im Sinne von gedeutet wird hier wenig: Das muss man als Hörer schon selber tun – kann es aber auch lassen, denn das Ganze spricht für sich. Und ganz nebenbei bietet diese Scheibe auch rein musikalisch Hochwertiges, denn die mit jazzigem Flair sorgsam inszenierten Folk-Pop-Songs warten mit überraschend konkreten Melodiebögen und Refrains auf. Wichtig ist, festzuhalten, dass es sich hierbei (obwohl auch Tim Lorenz mitspielt) am Ende dennoch nicht um eine deutschsprachige Rainbirds-Scheibe handelt.
„Eines Wunders Melodie“ von Reinhardt Repkes Club der toten Dichter erscheint auf ZuG/edel.
