Ja, es ist die Musik, die zählt. Doch manchmal gibt es eben auch noch mehr. Charakter zum Beispiel. Auftreten und Ausstrahlung. Und davon scheint Anna Depenbusch einfach ganz viel zu besitzen. Dazu hat sie diese herzliche, diese warme Stimme – und schon kann man sie und ihr neues Album nicht nicht mögen.
„Alles auf Null. Alles neu. Ab heute wird wundervoll“ singt sie. Sie könnte Recht behalten. Mit 105 Music hat sie ein Label im Rücken, das schon Ina Müller zum Star gemacht hat, ihre Lieder sind – und ja, komplett frei vom Blick auf Charakter und so – von bezaubernder Schönheit und sympathischer Niedlichkeit. Man hört sie und mag sie. Vielen werden sie auch hoffentlich kaufen. Wobei man der Hamburgerin unterstellen möchte, dass es ihr gar nicht wirklich darum geht. Sondern um einzig und allein um die Musik, um die Texte, um ihre Kunst. Ihre Arbeit. Auf „Die Mathematik der Anna Depenbusch“ macht die Hamburgerin zusammen mit ihrer Band vorzügliche. Sie selbst nennt es eine Art Mixtape, weil sie von Pop über Chanson bis zum Jazz und sogar der Klassik allen Arten und Stilen Platz gewährt. Weil sie neben leisen, zerbrechlichen Tönen auch gerne mal ein bisschen Dampf fabriziert. Das geht so weit, dass sie einiges nicht nur in voller Bandmontur eingespielt hat, sondern sich auch ein Orchester ins Studio geholt hat, um der Sache Schmackes zu verleihen. Doch weil die Lieder der Anna Depenbusch ebenso gefallen und intensiv daher kommen, wenn sie von ihrer Schöpferin alleine am Klavier vorgetragen werden, und weil man sich über manchen Witz, manche schöne Geschichte immer wieder freut, gehört dieses Album zu den guten der Woche. Des Monats. Ganz egal, für was für einen Menschen man Anna Depenbusch hält.
„Die Mathematik der Anna Depenbusch“ von Anna Depenbusch erscheint auf 105 Music/Sony Music.
