Gil Scott-Herons letztjähriges Comeback-Album „I’m New Here“ war eine kompromisslos harte und betont zeitgemäße Scheibe, auf der der Meister (für den Poetischen Sprechgesang) das tat, was der späte R.L. Burnside für den Blues tat: Er verquickte seine langjährigen Erfahrungen in Sachen Jazz, Soul, Songwriting und eben Poesie aus seiner Karriere in den 70s und 80s durch Hinzunahme jungen Blutes und neuester Produktionstechniken (namentlich Computer) zu einer höchst modernen Angelegenheit, die den heutigen Hörgewohnheiten durchaus entgegen kommt. Dieser „Nachschlag“, auf dem Produzent und Tech-Wiz Jamie Smith (The xx) das Material noch ein Mal verdichteter, entrümpelte und verfremdete, ist ein noch wesentlich härterer Brocken als das eh schon ziemlich spröde Ausgangsmaterial. Heraus kamen dabei psychedelisch verstörende Hörspiele (so etwas gab es übrigens bei R.L. Burnside auch), in denen Scott-Herons sprachlich verflochtene Gedankengänge noch brutaler um ihr Überleben kämpfen müssen, als bei den ursprünglichen Versionen – sofern man sie überhaupt noch verstehen kann. Dass dieses Material dabei eher fragmentarischen Charakters ist, versteht sich von selbst. Und es wurde keineswegs versucht, die Geschichte etwa durch durchgängige Beats hörbarer zu gestalten. Das ist kompromisslose Avantgarde-Kunst. Kann man ja machen, sollte man aber als Hörer wissen.
„We’re New Here“ von Gil Scott-Heron & Jamie Smith erscheint auf XL Recordings/Indigo/Beggars Group.
