Auf den ersten Blick sind Stuntcat wieder so ein Gitarren/Drums-Duo im Stile der Blood Red Shoes. Wenn man allerdings weiß, dass Linda und Björn Hering dieses Album quasi (und indirekt) zehn Jahre lang vorbereitet haben, indem Björn zunächst mit seiner Band Speedrock 69 die Bühnen unsicher machte und dann mit Linda im heimatlichen Dortmund ein Studio einrichtete, in dem emsig produziert und herumprobiert wurde, sieht die Sache schon nicht mehr so offensichtlich aus. Denn erstens ist dieses erstaunlich selbstsichere Debüt keine reine Gitarren/Drums Scheibe und zweitens hört man dieser Sammlung äußerst geschickt zusammengesetzter Power-Pop-Hits die dahinter steckende Erfahrung durchaus an.
Musikalisch tummeln sich Stuntcat immer wieder zwischen Detroit- und New York Rock (und nehmen mit den diesbezüglichen Velvet Underground und Sonic Youth-Referenzen durchaus Bezug auf ihre zweite Heimat und ihre musikalischen Idole). Abgerundet wird die Sache gegen Ende hin mit einer angeschrägten Country-Nummer, einem Elektronik-New-Wave-Track und so einer Art Piano-Pop-Nummer. Dass sich Linda und Björn in der Musikhistorie auskennen, haben sie mit diesem Werk ebenso bewiesen, wie sie bewiesen haben, dass da umsichtige, kluge Musikanten und Songschreiber am Werk sind, die instinktiv immer das Richtige machen – zum Beispiel auch rocken wie die Hölle. Dass einem da dieses und jenes bekannt vorkommt und trotzdem alles funktioniert und eben nicht einfach nach Emulation klingt, ist dabei der größte Pluspunkt. Insofern ist dies eine immens unterhaltsame Scheibe geworden, die dem Hörer auf höchst sympathische Weise die Gehörgänge reinigt. Übrigens ohne einen einzigen überflüssigen Ton!
„You Look So Alien In Your Bloody Tuxedo“ von Stuntcat erscheint auf VierSieben/Alive.
