Als Rezensent wird man ja geradezu genötigt, die vorgelegten Tonträger in Schubladen einzusortieren. Das ist bei dem schweizerisch-deutsch-schwedisch-luxemburgischen Projekt um Lucia Cadotsch nicht ganz einfach. Rein auf dem Papier machen Schneeweiss und Rosenrot englischsprachigen Jazz mit hohem perkussiven Anteil. Aber es passiert da doch so einiges, was nicht „passt“. So scheinen Lucia und ihre Musikanten es darauf abgesehen zu haben, jedweden Ansatz von Melodien im Keim zu ersticken und durch atonalen Wagemut ersetzen zu wollen. Sowohl in instrumenteller, wie auch in gesanglicher Hinsicht. Es ist schon bemerkenswert, wie sich Lucia da überhaupt zurecht findet. Songstrukturen werden möglichst komplex demontiert und mit avantgardistischen Improvisationen zusätzlich seziert. Das ist alles nicht ohne Reiz und auch interessant zu verfolgen – zur Unterhaltung oder gar zur Untermalung ist diese Art von Musik allerdings nicht zu gebrauchen. Das muss man einfach wissen, wenn man sich damit beschäftigen möchte.
„Pretty Frank“ von Schneeweiss und Rosenrot erscheint auf Enja/Soulfood.