Das Album startet mit dem verfremdeten, wie vor Angst verzerrten Wort „Fear“. Und das hat nichts mit etwaigem Kokettieren der Premium-Prog-Formation Redemption mit Death Metal zu tun. Sondern damit, dass beim Redemption-Gründer und Keyboarder Nick van Dyk vor drei Jahren Leukämie diagnostiziert wurde. „This Mortal Coil“ (wörtl. Mühsal, übertragen etwa: diese sterbliche Hülle) verarbeitet das Entsetzen der Entdeckung und die Qualen und Anstrengungen der Therapie. Die Therapie war – hoffentlich! – erfolgreich, die künstlerische Sublimierung war es auf jeden Fall: Durch das düstere Thema und die korrespondierenden Arrangements rücken Redemption noch ein wenig näher an die Götterband Fates Warning zu „One“-Zeiten, mit denen sie ja bereits das Ausnahmetalent Ray Alder am Mikrofon teilen.
Tracks wie „Blink Of An Eye“ oder das neunminütige „Dreams From The Pit“ zementieren den Ruf der Formation als eine der Besten ihres Faches, während Dyk bei „No Tickets To The Funeral“ vielleicht ein wenig zu tief in die Kunststreicher-Dose gegriffen hat.
Das flehende „Let It Rain“ naht sich zwar auch auf einem dicken Synth-Teppich, macht aber durch die großartige Melodie alles wieder gut. Wirklich alles wieder gut? „Stronger Than Death“ scheint die Chemotherapie zu vertonen und zu beschreiben und spielt dazu mit dem biblischen „Death Where Is Your Victory“ („Tod, wo ist dein Stachel“, 1. Korinther 15:55). Selten ist es in moderner Metal-Musik weniger um „Are You Hot Tonight“ gegangen… Großartiges Album, gemischt von Neil Kernon (u.a. Nevermore, Queensryche, Kansas) und mit beklemmendem Cover-Artwork versehen von Travis Smith (u.a. Nevermore, Opeth).
„This Mortal Coil“ von Redemption erscheint auf InsideOut/EMI.