Während sich ihre Nachahmerinnen und Elevinnen nach wie vor bemühen, Ani DiFrancos eigentümlichen, virtuosen Gitarrenstil nachzuahmen, hat sich die Mutter aller rechtschaffenen Babes schon lange von der instrumentellen Auslotung ihrer Möglichkeiten verabschiedet. Zumindest auf Tonträgern wie dem aktuellen Album. Dass dieses den Titel einer alten Pete Seeger-Nummer trägt, ist kein Zufall: Der Ur-Vater des Protestsongs selbst ist Mentor und Pate für dieses Album – spielt also nicht nur auf der Coverversion des Songs mit, sondern beeinflusst Anis Tun und Denken wie eh und je. Zahlreiche andere Gäste (zwei der Neville Brothers, Anais Mitchell oder Gitarrist Adam Levy) setzt Ani quasi als Charaktere für die musikalisch sehr unterschiedlich ausgerichteten Songs ein. Neben politischen Statements, die Ani in immer direktere Schlagworte verpackt, gibt es auch ganz simple, persönliche Songs – wie etwa das simple Liebelsied „Albacore“ und solche, die sich mit zwischenmenschlichen, sozialen Themen auf universeller Ebene auseinandersetzen („Promiscuity“). Langer Rede kurzer Sinn: Auf diesem 16. Studioalbum bietet Ani DiFranco die ganze Bandbreite ihres Tuns – sowohl inhaltlich, wie auch musikalisch, denn vom sachte tastenden Folksong über die psychedelische Atmosphärenforschung bis zum Big Band Sound gibt es alles, wessen die Künstlerin fähig ist – nur halt keine vorhersehbare Routine.
„Which Side Are You On?“ von Ani DiFranco erscheint auf Righteous Babe/Tonpool.