Wer bereits bekannt ist mit dem Wirken des kanadischen Musikantenkollektivs Island um Frontmann Nick Thornton, sollte das angesichts des brillanten neuen Werkes am besten mal außer Acht lassen. Denn während die Band durchaus nach wie vor in der Lage ist, mit ungewöhnlichen Klang-Kombinationen und Arrangement-Details zu überraschen, wirkt das alles doch nicht mehr so ziellos suchend bzw. hinreichend chaotisch wie zu Beginn der Laufbahn. Stattdessen entdeckten Thornton & Co. die Magie des Soul für sich. Nun ja – keinen reinrassigen Soul, sondern eine irgendwie verbogene, kanadische Variante – aber dass die Jungs Smokey Robinson oder Marvin Gaye zumindest dem Namen nach kennen, hört man dem Ergebnis schon irgendwie an. Mit diesem musikalischen Anker in der Hinterhand und dem Konzept, die Sache ohne großartige Gimmicks live im Studio einzuspielen, gelang Islands ein bemerkenswert rundes, geradliniges Werk mit einem durchaus attraktiven Pop-Appeal – was hauptsächlich an den ausformulierten Melodiebögen liegt, die es so früher auch nur im Ansatz gegeben hatte. Thornton scheint selbst von dieser Entwicklung überrascht, erkennt aber, dass es der richtige Weg sein muss, denn, so erklärt er, das neue Werk sei offener und solider als die bisherigen. Wohl bekomms!
„A Sleep & A Forgetting“ von Islands erscheint auf Anti/Indigo.