Wenn Skandinavier – insbesondere Finnen – mit der Elektronik oder Klangwänden hantieren, kommen ja des Öfteren eher abstrakte oder getragene Klänge dabei heraus. Nicht so bei dem finnischen Duo Burning Hearts, das mit diesem „ordentlichen“ Debüt-Album (nach der Sammlung älterer Tracks „Aboa Sleeping“, die in den USA für erste Aufmerksamkeit sorgte) nicht mehr oder weniger als ein neues Kapitel in Sachen Dreampop aufschlägt. Multiinstrumentalist Henry Ojala und Sängerin Jessika Rapo haben nämlich erkannt, dass beim Pop Melodien das Wichtigste sind und deshalb geben sie auf diesem Sektor wirklich alles. So viele interessante und ungewöhnliche Harmonien und Melodien gab es schon lange nicht mehr auf einer Scheibe versammelt. Dazu gibt es mindestens genauso ungewöhnliche Arrangements mit immer wieder neuen Ideen und Klangkombinationen, die man so noch nicht gehört hat.
Das ist also endlich mal eine Scheibe aus dieser Ecke, die NICHT das Heil in den 80s sucht und – sich auch nicht die üblichen Verdächtigen zum Vorbild nimmt, sondern nach eigenen Wegen forscht! Dazu kommt noch ein Konzept: „Extinctions“ ist ein Album, das sich allgemein – und auf höchst lyrisch/poetische Art – dem Aussterben (sowohl von Gattungen, wie auch Individuen) widmet. Gerne auch mal aus der Sicht der Aussterbenden selbst. Dass das trotz des morbiden Themas keine Trauerkloßbrühe, sondern eine eher lebensbejahende Angelegenheit geworden ist, spricht für die Cleverness der Songwriter Burning Hearts. „Extinctions“ ist eine dieser viel zu seltenen, angenehmen Überraschungen aus einer Richtung in der niemand danach gesucht hätte.
„Extinctions“ von Burning Hearts erscheint auf Bone Voyage/Cargo.