Frauen haben’s ja verständlicherweise nicht so mit dem Prog Rock – einem Genre, das einfach zu logisch und abstrakt zu sein scheint, um auf rein emotionaler Ebene zünden zu können. Ergo bieten Acts, die mit dem Genre spielen UND Frauen beschäftigen, regelmäßig eine Dimension, die rein männlich besetzten Combos aus dieser Ecke abgeht (Tu Fawning ist da zuletzt ein gutes Beispiel). Das ist und war bei Novi Sad, der diesbezüglichen österreichischen Referenztruppe, auch nicht anders: Ihre Variante des Themas ist halt nun mal nicht so stachelig und kopflastig wie die vieler Kollegen. Das liegt vor allen Dingen natürlich an Evelyn Blumenaus mehrsprachigem Gesang (Deutsch, Jandl-Deutsch, Englisch, Französisch und Phantasia lassen sich heraushören.) Wie auf dieser Kompilation, die alle Veröffentlichungen der Band berücksichtigt, deutlich wird, ist es aber zudem die Offenheit des Kollektivs, die erlaubt, das auch Elemente aus der Folk-Ecke aufgegriffen werden und manchmal sogar dominieren. Manchmal merkt der Hörer erst dann, dass dies kein „normaler Folkpop“ ist, wenn ein Drei-Minuten-Song nach sechs Minuten immer noch nicht zu Ende ist. Und da sich Novi Sad diesbezüglich gerne Richtung Balkan orientieren, bietet diese Ausrichtung auch noch ein Alleinstellungsmerkmal. Novi Sad haben sich mit dieser Mischung in den letzten 22 Jahren zu Recht einen Platz im kollektiven Musikgedächtnis des Alpenstaates erspielt. Und wie diese Kompilation darüber hinaus zeigt, sind sie dabei der eigenen Philosophie auch noch weitestgehend treu geblieben und haben sich dennoch weiter entwickelt. Das muss man ja auch erst ein Mal hinbekommen.
„16 Songs 22 Years“ von Novi Sad erscheint auf Lindo/Hoanzl.
