Souliger Chorgesang in Kombination mit klassischem Jazz, Songformat und Suiten-Form findet man ja auch nicht alle Tage. Formulieren wir es mal so: Auf dieser interessanten Kollaboration von Norma Winstone mit Flügelhornist Kenny Wheeler und dem 24-köpfigen London Vocal Project bildet letzteres eine flächige Blumenwiese, auf der die Vokalistin Norma Winstone ihre Wurzeln schlägt und Wheeler (und Saxophonist Mark Lockheart) mit ihren Akzenten wie Vögelchen von Blümchen zu Blümchen huschen. Das passt durchaus zum lyrischen Inhalt, der sich aus den – zuweilen märchenhaften – Texten von Lewis Carroll, dem Autoren von Alice im Wunderland, dem irischen Mystiker und Dichter William Butler Yeats und Steve Smith zusammensetzen. Dass das dann alles mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit und Verspieltheit in Szene gesetzt wird, ist das Verdienst Wheelers, der hier sein Können als Komponist und Arrangeur ins Spiel bringt und durchaus auch des „Backing-Trios“, das die ganze Sache dann (zum Glück) eher straight und konventionell mit einer soliden Be-Bob-Basis unterlegt. Den eigentlichen Reiz macht bei diesem Projekt allerdings der vokale Aspekt aus, denn solcherlei findet sich nicht häufig im „klassischen“ Jazz.
„Mirrors“ von Kenny Wheeler, Norma Winstone, London Vocal Project erscheint auf Edition/Soulfood.