Man mag es kaum glauben: Aber dieses ist Ry Cooders erstes Live-Album (in eigenem Namen) seit 35 Jahren. Kein Wunder also, dass der Meister dann die Gelegenheit nutzte, dieses mit großem Besteck einzuspielen – zu dem neben den Musikanten, die hier als Corridos Famosos agieren, die mexikanische Mariachi-Truppe La Banda Juvenil gehört. Wir hören einen gut aufgelegten Meister, der sich hier eher als Performer, denn als musikalischer Virtuose begreift, der seinen Musikern (darunter Sohn Joaquin am Drumset – das dieser ganz im Stile von Jim Keltner bedient) jede Menge Raum lässt, sich zu entfalten. Die Corridos – Terry Evans, Arnold McCuller und Juliette Commagere – legen sich in der Art eines Gospel-Chores ins Zeug, während andererseits das Tempo aus den Songs genommen wurde – wodurch selbst alte „Hits“ wie „Crazy Bout An Automobile“ oder „Why Don’t You Try Me“ noch mal eine ganz eigene Dynamik gewinnen. Es gibt einen bunten Streifzug durch’s Cooder-Oeuvre, wobei neben den üblichen Verdächtigen besonders die zahlreichen Ausflüge ins Folk-Genre (Woody Guthrie und Leadbelly) erfreuen, die Cooder freilich durch seinen ganz speziellen, elektrifizierten Reißwolf dreht. Es scheint so, als habe Cooder auf die alten Tage durchaus noch die eine oder andere Überraschung in Petto. Nach dem politischen Statement mit seiner Election-Scheibe ist dieses Album sein nächster überzeugender Coup.
„Live In San Francisco“ von Ry Cooder & Corridos Famosos erscheint auf Nonesuch Records/Warner Music.