Der alte Mann und die Beats. Gary Numan ist 55 Jahre alt und dreht noch immer keine Däumchen. Sondern Regler. Drückt Knöpfe, steht am Mikrofon, macht Musik. Korrigiere: macht auf seinem neuen Album zum Teil atemberaubend fantastische Musik.
Kraftvoll. Zerbrechlich. Verstörend. Mutig. Bedrohlich. Sanft. Düster. Worte, die unterschiedlicher kaum sein können, aber doch gemeinsam haben, dass man mit ihnen dieses Album beschreiben kann. Weil Gary Numan hier keine Grenzen kennt und zwölf Lieder aufgenommen hat, die zusammen eine erstaunliche Bandbreite ergeben. Und doch wie viele Brüder und Schwestern zusammen gehören. Die wirren Stücke und die lauten, die butterweichen, die dunklen und die trägen. Die wirren und lauten und die dunklen und weichen. Die Elektrorocker und die Synthiepopper. Alle.
Das vorab veröffentlichte „I Am Dust“ (siehe Link unten) eröffnet das Vergnügen und legt die Messlatte gleich mal richtig hoch. Was für ein ergreifendes, vielfältiges, eindringliches Monster. In „Here In The Black“ trifft kalte Rockmusik auf Flüstervocals, „The Calling“ driftet mit seinen streichenden Klassik-Momenten in andere Atmosphären ab, „Love Hurt Bleed“ dürfte sämtliche Dancefloors dieser Welt füllen (wenn die Welt Geschmack hätte…) und mit „My Last Day“ gibt es ganz zum Schluss fünfeinhalb Minuten Kunst. Nicht mehr und nicht weniger. Denn anders kann man ein Stück nicht nennen, das kraftvoll, zerbrechlich, verstörend, mutig, bedrohlich, sanft und düster klingt…
„Splinter (Songs From A Broken Mind)“ von Gary Numan erscheint auf Cooking Vinyl/Indigo.