Nach mehreren Pop-Scheiben hat sich die zwischen Wien und dem französischen Provinzkaff Saint Privat pendelnde österreichische Songwriterin Valerie Sajdik entschlossen, eine Art jazziges Chanson-Album mit Material, das sie in den letzten zehn Jahren angesammelt hat, einzuspielen. Dabei ist die Sache mit dem Pendeln hier besonders wichtig, da so eine Großteils auf Französisch konzipierte Scheibe heraus kam, auf der Valerie ihre Gedanken aber dennoch durchaus multikulturell auffasst. So bleibt sie sich insofern treu, als dass sie nonchalant – und je nach Bedarf – die Sprachen wechselt (was ja zu ihrem Markenzeichen wurde) und – je nach Gemengelage – zwischen Französisch, Deutsch, Englisch und Russisch (Valerie wuchs in Moskau auf) umher hüpft, ohne dass das irgendwie aufgesetzt wirkte. Mehr noch: Valerie gelingt es, ihren typischen, subtilen Humor auch multilingual zu verdeutlichen, was ja durchaus nicht selbstverständlich ist. Auch musikalisch behält sie ihre Linie zumindest grundsätzlich bei, denn die meisten der Tracks haben schon einen poppigen Charakter – wenngleich sich das aufgrund der Großteils akustischen und teilweise folkloristisch inspirierten Arrangements keineswegs aufdrängt. Neben einem vertonten russischen Kinder-Schlaflied und einer Cover-Version des obskuren Pop-Songs „Captain Of Your Heart“ gefallen die eigenen Tracks dadurch, dass es Valerie gelingt, ihr Material sozusagen auf ein für sie eher neues musikalisches Umfeld zu verpflanzen, ohne sich dabei verbiegen zu müssen. Letztlich ist das jene Art von wagemutiger Weiterentwicklung, die man bei vielen ihrer Kolleg(inn)en am Ende vermisst.
„Les nuits blanches“ von Valerie Sajdik erscheint auf Bertolini Brain Pool/Soulfood.
