Dass der Name des Projektes in einer Mischung aus Groß- und Kleinbuchstaben geschrieben wird, macht Sinn. Besonders angesichts dieser neuen Scheibe, auf der sich Merrill Garbus, die Frau hinter dem wirren Namen, als hektische Stückelhexe entpuppt, die entweder ihr Songmaterial (sofern man das so nennen darf) zerhackt oder aber keineswegs artverwandte Elemente – oder besser Fragmente – miteinander verquirlt. Das Ganze macht zunächst mal einen chaotischen Eindruck – ist aber tatsächlich bis ins minutiöseste Detail durchkonzipiert. Anders ginge das auch gar nicht, denn insbesondere auf vokaler Ebene leistet sich Garbus einige arrangementstechnische Kunststücke, die ohne exaktes Timing so nicht hinzubekommen wären. Das Ergebnis ist eine Art verdrehter Drums’n’Bass-Variante (weil das die Haupt-Instrumente sind) – aber keine, auf die man tanzen könnte und trotz Sprechgesang hat das mit HipHop nicht viel zu tun. Wie kömmt’s? Nun: Garbus arbeitet live mit Loops und Samples, wollte aber mal eine „richtige“ CD produzieren und trieb das Schachtel- und Kombinations-Prinzip, mit studiotechnischen Mitteln auf die Spitze. Das ist schon ziemlich einzigartig und verblüffend – der Gebrauchswert hält sich aufgrund des extrem hohen Irritationsfaktors aber am Ende in Grenzen. Popmusik ist eigentlich etwas anderes.
„Nikki Nack“ von tUnE-yArDs erscheint auf 4AD/Indigo/Beggars Group.