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Benjamin Booker ist nicht zu stoppen. Der 22-Jährige aus New Orleans rennt derzeit mit dem wunderbar rabiaten, schmutzigen Klang seines selbstbetitelten Erstlings überall offene Türen ein, und sogar Jack White war so begeistert, dass er Booker unlängst zu einer gemeinsamen Tournee einlud. Als Fan von The Gun Club, Blind Willie Johnson und T. Rex mischt der junge Sänger, Songwriter und Gitarrist auf seinem Debüt Punk, Folk und New Orleans Blues und lässt es dabei so richtig krachen. In Amerika hat er bereits einen Blitzstart hingelegt, nun ist Europa an der Reihe.
Ein Interview mit dem Senkrechtstarter zu bekommen, ist derzeit gar nicht so einfach. Schließlich ist Booker in den USA unermüdlich auf Gastspielreise, Zeitverschiebung und die Unwägbarkeiten des Tourneealltags lassen nicht viel Spielraum für Termine mit europäischen Medienvertreten. Beim Zwischenstopp in Vancouver Mitte August klappt es dann aber doch. Es regnet in der kanadischen Metropole, aber Booker ist trotzdem guter Dinge. „Ich bin zwar meistens ziemlich müde, aber ich erlebe gerade die beste Zeit meines Lebens, deshalb kann ich mich wahrlich nicht beschweren“, sagt er eingangs, und eine hübsche Metapher für seinen kometenhaften Aufstieg hat er auch gleich parat. „Es ist, als wenn du ganz schnell ein Pflaster abreißt“, sinniert er. „Ich bin ganz sicher nicht böse, dass ich nicht erst mal fünf Jahre in einem Kleinbus durch die Gegend zuckeln musste.“ Stattdessen standen in den letzten Wochen prestigeträchtige Auftritte wie beim legendären Newport Folk Festival in Rhode Island und die bereits erwähnte Tournee zusammen mit Jack White auf dem Programm. Letzteres war eine besonders große Sache für Booker, waren The White Stripes doch in seinen Kindertagen große Helden für ihn. „Die Tour war viel besser, als ich das in meinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt hätte. Mr. White und seine Band waren unglaublich zuvorkommend, und jeder Abend war lehrreich wie ein Schulbesuch.“ Doch wie behält der junge Mann seine Bodenhaftung, wo doch die amerikanischen Medien in Booker bisweilen den nächsten Heilsbringer des Rock sehen? „Ich glaube nicht, dass jemand das denkt“, sagt er bescheiden, „und falls doch, sollten sie einfach mal einen Tag mit mir verbringen. Jeden Tag gibt es aufs Neue Dinge, die mich auf den Boden der Tatsachen zurückholen.“
Bookers Album – produziert von Andrija Tokic, der vor zwei Jahren auch schon das Debüt der Alabama Shakes betreute – begeistert mit explosiver Energie und einer oft geradezu rücksichtslos erscheinenden Herangehensweise, bei der keine Kompromisse erlaubt sind – ein Spiegel von Bookers Persönlichkeit oder gar seiner strengen Erziehung als Kind eines Navy-Vaters und einer Lehrerin? „Darüber habe ich während der Aufnahmen nicht wirklich nachgedacht, aber in Interviews werde ich des Öfteren danach gefragt“, erwidert er. „Die Platte ist sehr persönlich und meine Erziehung war fraglos ein wichtiger Katalysator beim Schreiben der Songs. Außerdem kann ich in der Tat ziemlich rücksichtslos sein!“ Hört man das Album, bekommt man schnell den Eindruck, dass Booker geboren ist, um auf der Bühne zu stehen, und Studioaufnahmen lediglich die Verlängerung seines Tuns auf der Bühne sind. Er selbst sieht das genauso. „Ich mag es, im Studio aufzunehmen, aber die Live-Konzerte sind der wahre Grund, warum ich das alles hier mache. Egal, was du im Studio anstellst – das Live-Erlebnis wirst du nie einfangen können“, ist er sicher, bevor er uns zum Abschluss noch einen guten Rat mit auf den Weg gibt. Wie der lautet? Ganz einfach: „Listen to Amazing Snakeheads!“
„Benjamin Booker“ von Benjamin Booker erscheint auf Rough Trade Records/Beggars Group/Indigo.