Die Retrospective Soundtrack Players sind nun wahrlich keine normale Band, denn sie haben sich eine mehr als obskure Nische auf die musikalischen Fahnen geschrieben. Die Band kommt aus dem Dunstkreis ihres Landsmannes Frank Turner, mit dem sie 2010 eine Split-Single veröffentlichten, bevor sie dann – zunächst vorzugsweise auf britischen Bühnen – die Katze aus dem Sack ließen. Das Sextett hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, alternative Soundtracks zu ihren Lieblingsfilmen zu kreieren und haben somit so etwas wie ein partielles Parallel-Universum geschaffen.
Nach „Cool Hand Luke“ und „Catcher In The Rye“ ist nun das Thema „Weihnachten“ dran. Es geht um „It’s A Wonderful Life“ und „Christmas Carol“, das in Form einer mehrteiligen Suite thematisch eingebettet ist. Das interessante dabei ist, wie die Jungs das hinbiegen: Im strikten Versmaß und mit einer gehörigen Portion selbstironischen Humors weben sie nämlich ihre eigene Geschichte ins Geschehen mit ein und agieren hier quasi als Schauspieler in eigener Sache, die dann – als Protagonisten des Songs – mit Protagonisten der jeweiligen Filme interagieren, in dem Fall mit dem Geist der Weihnacht oder dem Schutzengel aus „It’s A Wonderful Life“. Und sogar Marcus Mumford findet Erwähnung. Das ist alles ungemein amüsant und kurzweilig – und als wäre das noch nicht genug, sind die Songs auch musikalisch sehr gelungen. In diesem Fall konnten die Jungs z.B. nicht widerstehen, die britische Tradition des „Christmas Carol“ auch musikalisch einzubinden und mit Pauken und Trompeten eine pastorale Stimmung zu erzeugen – gleichwohl sie ansonsten auf akustischen Folkpop setzen. Das ist mit Sicherheit die überzeugendste Weihnachtsscheibe des Jahres – einfach weil sie so ganz anders ist als alle anderen.
„It’s A Wonderful Christmas Carol“ von The Retrospective Soundtrack Players erscheint auf Xtra Mile/Indigo.
