Noel Gallagher sagte einmal über sich selber: „I’m a great songwriter, but I’m not the most talented musician.“ Doch was macht einen talentierten Musiker aus? Dies sei einmal dahingestellt, denn eigentlich geht es im Folgenden um das Zweitwerk „Chasing Yesterday“ von Noel Gallagher’s High Flying Birds.
Mit „Chasing Yesterday“ nimmt Gallagher einen weiteren Schritt Abstand von seiner musikalischen Vergangenheit und landet langsam im Hier und Jetzt. Während das Debütalbum noch ausgeprägt Züge des Oasis-Charakters zeigte, was nicht zuletzt daran lag, dass mehrere Stücke ursprünglich für jene Band gedacht waren, finden sich hier zarte Spuren neuer Einflüsse. Der Opener „Riverman“ überrascht. So hört man bei einem flüchtigen Hinhören in den ersten Sekunden „Wonderwall“ und will beinahe enttäuscht sein. Dann aber wird man von Gallaghers fast dahin gehauchten, soften Stimme abgeholt, fängt sich in dem Spiel der Gitarre und sympathisiert mit zwei Saxophonsoli. Das darauffolgende „In The Heat Of The Moment“ reißt mit einem fiesen „Nanananana“-Chor aus der melodischen Schwärmerei und versöhnt mit einem Songtext, der von einem Astronauten inspiriert wurde, welcher die Reise in das Weltall mit den Worten „They Tell Me You Touched The Face Of God“ beschreibt. Als Hommage an Gallaghers Frau kommt „The Girl With X-Ray Eyes“ daher und „The Mexican“ wirkt wie ein Handschlag mit den Queens Of The Stone Age. Neben all dem zeigt sich der Geist von Oasis in „The Dying Of The Light“ und „Lock All The Doors“.
„Chasing Yesterday“ ist kein aufgewärmter Kaffee, sondern ein Zeichen, dass es vorangeht und Noel Gallagher sich in seiner Komfortzone ausprobiert, ohne gewaltsame Experimente zu riskieren. Schreiben kann er allemal, das ist kaum anzuzweifeln.
„Chasing Yesterday“ von Noel Gallagher’s High Flying Birds erscheint auf Sour Mash/Indigo.
