Platte der Woche KW 10/2015
Auch als Deutsch-Däne kann man glaubhaft den Blues haben. Und zwar nicht jene lamentöse, im Klischee erstickte Retorten-Chose im Retro-Rock-Setting, die die Szene dominiert, sondern das Gefühl des Blues. Jesper Munk zeigt bereits auf seinem zweiten Album, dass er durchaus einen eigenen Kopf hat und seine Vorschuss-Lorbeeren als Genre-Wunderkind nicht dazu verschwenden muss, den Erwartungshaltungen zu entsprechen, sondern legt – vermutlich aufgrund des Inputs seiner Produzenten Mocky, Sepalot und insbesondere Jon Spencer – einen recht stürmischen, rauen und authentischen Crossover-Bastard vor, auf dem deutlich wird, dass in Jespers Welt der Blues mehr Attitüde als Klischee ist.
So werden hier nicht etwa den betreffenden Rock-, Soul-, Gospel- oder gar Trash- und Glamrock Blues-Mäntelchen übergestreift, sondern stattdessen quillt die oft besungene Blue-Note sozusagen zwischen den Zeilen hervor – und das zuweilen recht sexy. Tatsächlich gelingt es Munk so, den als zuweilen bereits als Altherren-Thema abgehakten Blues auch für anderweitig orientierte und vor allen Dingen jüngere Rezipienten interessant zu machen.
„Claim“ von Jesper Munk erscheint auf Warner Music.