Holly Herndon gehört zur etwas härteren Fraktion der Eelectro-Acts unserer Tage. „Härter“ nicht in dem Sinne, dass sie etwa elektronischen Hardrock macht, sondern in dem Sinne, dass sie auf jedwede versöhnliche Elemente verzichtet und ihre dadaistische Collagen-Technik konsequent und kompromisslos durchzieht. Nein – Popmusik macht Holly Herndon wirklich nicht.
Die Dame aus Tennessee, die ihre musikalischen Lehrjahre indes in der Berliner Techno-Szene als Djane verbrachte, erschuf auf ihrem neuen Album eher eine Art Hörspiel als etwa eine Club-Scheibe – und das, obwohl sie im Grunde genommen durchaus mit Elementen hantiert, die sich auch in Techno-Tracks finden ließen. Es gibt auch Nummern mit Gesang – hauptsächlich macht sich Holly indes einen Spaß daraus, die unzähligen Versatzstücke, aus denen sie ihr Material in akribischer Kleinarbeit zusammenfügt, nonverbal anzugehen. Viele der Vocal-Elemente bestehen aus verfremdeten, rhythmisch zerstückelten Samples, die Holly in den allgemeinen Flow aus verstolperten Beats, Klick- und Klopfgeräuschen, Bassläufen und sonstigem elektronischen Geblubbere integriert. Das Ganze ist zuweilen recht anstrengend – andererseits aufgrund der hohen Dichte und letztlich auch aufgrund des Ideenreichtums auch wieder spannend. Vielleicht sollte man dieses avantgardistische Kleinkunstwerk einfach in Portionen genießen?
„Platform“ von Holly Herndon erscheint auf 4AD/Indigo/Beggars Group.