Ein typischer Blue Rose-Act ist Tony Furtado auf den ersten Blick eigentlich nicht. Denn nicht nur hat er mit Roots-Rock so gar nichts am Hut und dann sind es vor allen Dingen seine instrumentalen Fertigkeiten, die den Mann aus Portland interessant machen. Das erklärt auch, dass auf seinem 16. Album nicht nur einige Instrumentals zu hören sind, sondern obendrein auch noch eine vorab veröffentlichte EP im Bundle beigepackt wurde, auf der weitere (Akustik-)Instrumentals (darunter eine Slide-Version von „Amazing Grace“) zu hören sind.
Furtado begann seine Karriere als Banjo-Spieler und dieses Instrument bildet auch heute noch – neben der Slide-Gitarre – einen wichtigen Bestandteil des Wirkens des Multiinstrumentalisten. Dabei hält sich Furtado als Instrumentalist allerdings erfreulich fern von sich aufdrängenden Klischees: Weder wird das Banjo ausschließlich im Country-Kontext noch die Slide-Gitarre als bloßes Blues-Element eingesetzt. Als Songwriter orientiert sich Furtado zudem eh lieber an den folkigen Traditionen seiner Heimat (und sogar eine Prise Irish-Folk findet sich hin und wieder). Und wenn Furtado mal rockt, dann nicht im texanischen Stil, sondern eher Westcoast-orientiert. Insgesamt bietet dieses Werk – auch Dank der Unterstützung diverser Szene Cracks und Gästen aus dem Weltmusik-Sektor – eine interessante Erweiterung des Americana-Spektrums.
„The Bell“ von Tony Furtado erscheint auf Blue Rose/edel.