Auch auf seiner dritten Solo-CD sucht Bill Ryder-Jones weiter nach einer eigenen Identität als Songwriter. Auf seinen vorangegangenen zwei Werken probierte er alles Mögliche aus – von der orchestralen Piano-Ballade über abrasiven Indie-Rock bis zum brüchigen Folksong. Sein drittes Album konzipierte er – gleichwohl es musikalisch zuweilen recht rockig wird – als klassisches Bedsitter-Album aus dem heimischen Kinderzimmer heraus. Irgendwie schaffte er es dabei, als Songwriter einen Schritt weiterzukommen, denn beschäftigten sich seine Songs (die zunächst auch aus einem Teil aus Instrumentals bestanden) bislang nach eigener Aussage mit seinen Kindheitserinnerungen, gibt es auf diesem neuen Album tatsächlich einfühlsame Charakterstudien, die offensichtlich von Erwachsenen handeln, einen nachdenklich/melancholischen Touch ausweisen und so konkret sind, dass sie mit Namen daherkommen.
Musikalisch ist das Ganze nach wie vor brüchig und rau angelegt und ein großartiger Performer und Vokalist muss Ryder-Jones auch erst noch werden. Als Songwriter indes macht er einen großen Schritt nach vorne und wenn er dann mal die Larmoyanz ablegt, kommen tatsächlich auch hymnisch-druckvolle Genre-Juwelen dabei heraus.
„West Kirby Country Primary“ von Bill Ryder-Jones erscheint auf Domino Records/GoodToGo.