In 15 Jahren wird Marie Danielle aus Los Angeles mal so klingen, wie Lucinda Williams das heute tut. Noch allerdings ist ihre Stimme so weich und zart, dass man sich fragt, was sie denn wohl gegessen haben mag – denn alleine mit Kreide kann man so etwas nicht hinbekommen. Großartige Songs schreiben kann sie zudem heutzutage bereits. Das Material dieses zauberhaften Debüt-Albums entstand unter tätiger Mithilfe ihres Freundes und Förderers, Simone Felice (und sogar der Felice Brothers) in der Nähe von Woodstock. Marie Danielle arbeitet dabei nominell durchaus mit traditionellen Americana-Elementen%3B hält sich dann aber stilistisch von allen Klischees fern – verzichtet also bewusst auf klare Blues- oder Country-Referenzen – sondern schafft es, so eine Art atmosphärischen Americana-Dream-Pop auf halb-akustischer Basis zu kreieren. In diesem Setting eher ungewöhnliche Zutaten, wie eine einsame Trompete, Synthie-Flächen oder hymnische Chöre, sorgen hier für die notwendige Abwechslung und künstlerische Freiheit. Eine gelungene Akustik-Version von Conor Obersts „White Shoes“ (die der Meister eigens autorisierte), die sich nahtlos in Marie Danielles eigenes, nachdenklich/melancholisches aber keineswegs lamentöses Material einreiht, rundet das positive Gesamtbild dieser makellosen Songwriter-Scheibe zusätzlich ab. Sehr viel besser kann man Alben dieser Art schlicht nicht aufbereiten.
„Hustler“ von Marie Danielle erscheint auf Tonetoaster/Alive.