Platte der Woche KW 09/2016
Eine ganze Weile hat es gedauert, bis die schon seit geraumer Zeit als heißer Tipp durch die Szene huschende Holly Fletcher alias Låpsley sich soweit gesammelt hatte, dass sie nun ihr Debüt-Album präsentieren kann. Wenn man sich dieses so anhört, wird auch schnell klar, warum dem so war, denn hier findet sich ein sehr reichhaltiges Klanguniversum aus Tönen, Melodien, Rhythmen, Strukturen und Effekten, das in der Summe sehr viel mehr bietet als die noch etwas spröden Versuche vermuten ließen, die Låpsley im Vorfeld als Single- und EP-Tracks veröffentlichte. Låpsley hat es geschafft, mit einem recht eigenwilligen, aber bemerkenswert stilsicher ausbalancierten Mix aus R’n’B-Pop, Elektronik, Jazz-Sensibiltät, einer Prise Soul, klassischen Songwriter-Themen, angedeuteten Pop-Melodien, ein wenig HipHop-Ästhetik und Club-Elementen eine eigene Subnische herauszuarbeiten.
Am besten erschlösse sich diese musikalische Wunderwelt eigentlich über die Live-Auftritte der jungen Dame – diese sind indes (noch) rar gesät. Abgesehen von einer irritierenden Eigenart – dass nämlich die Gute gerne durch einen Harmonizer singt, wodurch ihre Stimme in der Tonhöhe verändert wird – stellt sich die hier versammelte Songsammlung als ein anspruchsvolles, abwechslungsreiches, experimentierfreudiges, modernes und spannendes Stück Musik jenseits des Wegwerf-Pop dar.
„Long Way Home“ von Låpsley erscheint auf XL Recordings/Indigo/Beggars Group.