Platte der Woche KW 15/2016
Erstmals präsentierte sich Dana Falconberry aus Austin hierzulande auf dem Reeperbahn-Festival als klassische Folk-Sängerin, die ihre Songs ziemlich geradlinig auf ihrer akustischen Gitarre vortrug. Damit ist jetzt Schluss, denn auf ihrem Europa-Debüt zeigt sich die ausgebildete Ballettänzerin als geradezu wagemutige und experimentelle Songwriterin, die keine Gelegenheit auslässt, ihre mit vielen Details angereicherten und vielschichtig strukturierten Songs bis an die Grenzen des Möglichen auszuloten. Dabei präsentiert sie sich mit ihrer Band Medicine Bow als gewieftes und umtriebiges Kammerorchester, das neben klassischen Folktraditionen und einer verbogenen Art von Psycho-Blues gerne auch mal auf afrikanisch anmutende Poly-Rhytmen und gar prog-artige Schlenker zurückgreift, um die Musik interessant und aufregend zu gestalten. Und das gelingt denn auch, denn in keinem der zuweilen episch langen Songs kann der Zuhörer vor angenehmen musikalischen Schlenker, Details und Wendungen sicher sein.
Dazu singt Dana mit im verwunschenen Sinne mythischen Formulierungen von interessanten Charakteren, die ihren Weg im Leben suchen. Das alles steht ein wenig im Widerspruch zu ihrem mit unschuldig anmutender Mädchenstimme vorgetragenen Gesang, der aber unterschwellig eine gehörige Portion Altersweisheit versprüht. Auf dem Folkpop-Sektor stellt Dana Falconberry mit ihrem Ansatz eine ungewöhnliche Ausnahmeerscheinung dar, denn sie fordert sich sozusagen selbst wie gleichermaßen den Hörer, was ja ein gewisses Maß an Chuzpe voraussetzt. Das ist dann ergo auch eine Scheibe, auf der es viel zu entdecken gibt und an der man somit lange Freude haben wird.
„From The Forest Came The Fire“ von Dana Falconberry And Medicine Bow erscheint auf BB*Island/Indigo.
