Genau genommen stellt sich die Frage, warum Tony Joe White eigentlich immer noch Scheiben aufnimmt. Um die Suche nach einer musikalischen Identität kann es dabei ja wohl kaum gehen, denn diese hat der Meister ja seit 30-40 Jahren dermaßen verinnerlicht, dass aus seiner Art des Swamp-Blues ein eigenes Markenzeichen geworden ist. Aber: Der Mann hat halt immer noch was zu sagen und er hat auch nie die Lust verloren, seine Musik auszuleben.
Auf dem neuen Werk „Rain Crow“ nimmt sich Crow als Gitarrist erstaunlich zurück und lässt lieber die Stories seiner Songs für sich stehen. Dazu wählt er mal den Talking Blues, mal eine Gospel-Ballade und mit Billy Bob Thornton schrieb er den Song „The Middle Of Nowhere“ über seinen Freund Joe Carroll, der mit dem Downes-Syndrom geboren wurde. Am Ende bleibt eine absolut glaubwürdige, selbsterklärende Tony Joe White-Scheibe, die sich nahtlos in den Kanon seines Oeuvres einreiht – und hier durchaus eine gute Figur macht.
„Rain Crow“ von Tony Joe White erscheint auf Yep Roc/H’art.