Der originelle Name dieses Quartetts aus Massachusetts basiert auf einer komplexen philosophischen Überlegung: Ein ehemaliger Lehrer von Frontmann David Senft erklärte ein Mal, dass eines der Geheimnisse guter Autoren jenes wäre, etwas, was man selbst geschrieben und an dem man Gefallen gefunden habe, am besten gleich wieder zu verwerfen. „Kill Your Darlings“ ist der etablierte Begriff für diesen Prozess. Senft & Co. machten daraus „Darlingcide“ – und ersetzten das „c“ durch ein „s“, weil sie nicht so super am Tod interessiert seien.
Kurz gesagt, ließe sich danach vermuten, dass die Songs, die sich schließlich auf „Birds Say“ versammelt haben, eben nicht zu den offensichtlichen Favoriten der Band selbst gehören. Oder anders interpretiert: Das sind dann jene, die eben nicht offensichtlich gefallen wollen. Und so kommt es, das den Hörer hier ein recht komplexes, vielseitiges, detailreiches und stilistisch umtriebiges Klanguniversum erwartet, in dem liebevoll aufgedröselte Elemente aus Americana, Folk, Bluegrass, Indierock, 60s Psychedelia und -Kammerpop mit komplex gestaffelten, vierstimmigen Gesangsharmonien zu einer ziemlich einzigartigen Melange verquickt werden. Das liegt schon alleine daran, dass die Musiker allesamt vielseitige Interessen haben und aus so unterschiedlichen Bereichen wie Klassik, Folk oder Rock kommen. Zugegeben: Der hier versammelte Ideenreichtum ist zuweilen gar recht anstrengend nachzuvollziehen – stückweise genossen oder einzeln betrachtet gelingen Darlingside aber durchaus einige Kleinode ohne offensichtlichen Bezug zu irgendwelchen Konventionen, Trends oder musikalischen Regelwerken.
„Birds Say“ von Darlingside erscheint auf More Doug/Alive.