Eine gewisse Konsequenz lässt sich Sid Griffin ja nun wirklich nicht absprechen: Als er 2002 verkündete, der elektrischen Musik den Rücken zu kehren, hielten manche das für eine Schrulle des gewesenen Paisley-Underground-Rockers. Doch mit dem mittlerweile sechsten Studioalbum seiner „Alt-Bluegrass“-Combo The Coal Porters dürfte langsam deutlich werden, wie ernst er es damals meinte. Das Problem des neuen Albums ist, dass man langsam den Witz verstanden hat, und es schließlich nur begrenzte Möglichkeiten gibt, den Gedanken, klassisches Songwriting in ein akustisches Bluegrass-Umfeld einzubetten, weiterzuentwickeln. Zum Glück finden die Musiker diese Möglichkeiten aber.
Wie schon so oft in der Vergangenheit kommt das eher durch die Beiträge der klassisch ausgebildeten Geigerin Kerenza Peacock, die ihr Instrument dieses Mal betont unfolky einsetzt und tatsächlich sogar klassische Strukturen einflicht. Daneben gibt es noch ein Trompeten-Solo des Kubaners Eikel Venegas und eine unerwartete Hommage an die Ramones, mit der Griffith an die legendäre Band aus Queens erinnert. So weit so gut: Modern klingt das aber alles nicht. Das liegt weniger an der No-Nonsense-Produktion der Regiestuhl-Legende John Wood, sondern an den – bis auf die o.a. Ausnahmen – eher biederen Arrangements und den mittlerweile doch sehr brüchigen Altherren-Stimmen der Vokalisten.
„No. 6“ von The Coal Porters erscheint auf Prima Records/H’art.