Live-Alben sind ja immer so eine Sache. Es gibt wahrlich großartige, einzigartige, epische Live-Alben. Alben, die vielleicht sogar besser als die Studio-Werke der jeweiligen Band sind, weil sie zum Beispiel noch energetischer sind, vielleicht mitreißender, wilder, unperfekter, vollständiger, es gibt viele Gründe. Und es gibt: furchtbare Live-Alben. Lieblos aufgenommen, lieblos gestaltet, wenige Stimmung, keinen Grund, es sich anzuhören.
„Minor Sun – Live in Zürich“ von The Beauty Of Gemina ist nicht furchtbar, „Minor Sun – Live in Zürich“ ist ein richtig gutes Live-Album. Auf zwei CDs und DVD gibt es satte 21 Songs in ziemlich feiner Qualität und toller Verpackung, beginnend mit dem neuen „Bitter Sweet Good-Bye“ und „Haddon Hall“ über das ganz frühe „Kingdoms Of Cancer“, „A Thousand Lakes“ und „Dark Rain“ bis zu „Close To The Fire“ und „Down On The Lane“. Von jedem etwas also, für jeden etwas dabei. Und Stimmung ist auch in der Bude. Jedenfalls zwischen den Songs, dann wird gefeiert, dann wird gejubelt und wenn Michael Sele vor „Hunters“ gleich zweimal fragt, ob die Leute ready für Rock N Roll sind, dann bekommt er auch eine lautstarke Antwort. Während der Lieder selbst aber, die hier besonders aufgrund von Seles Stimme doch ziemlich dolle an Editors erinnern, ohne deren Klasse zu haben, hört man nur noch The Beauty Of Gemina. Manche wird das freuen, denn es um The Beauty Of Gemina geht es hier ja. Andere vermissen allerdings die Euphorie, die es nur auf Live-Alben gibt, die aus Live-Alben großartige, einzigartige, epische Live-Alben machen.
„Minor Sun – Live in Zürich“ von The Beauty Of Gemina erscheint auf Artist M.S./Alive.
