Kein Wunder, dass das neue Album des kanadischen Avantgarde-Quartetts Mauno kompliziert anmutet, denn die Sache hat einen komplexen, philosophischen Hintergrund. Denn bevor es an die Arbeiten des neuen Materials ging, führte sich Sänger/Gitarrist Nick Everett erst ein Mal das musiktheoretische Lehrstück „The Soundscape“ von R. Murray Schafer zu Gemüte, in dem dieser davon ausgeht, dass alle strukturierte Musik zunächst ein Mal vom Geräusch her ausgeht. Darauf aufbauend entwickelten Mauno hier ein hochkomplexes, teilweise auch bewusst gebrochenes System von Rhythmen, Melodien und Harmonien – die indes keineswegs immer zusammenlaufen bzw. -passen – was aber durchaus beabsichtigt ist. Das Ergebnis kann man sich in etwa so vorstellen wie Stereolab auf links gedreht. Das hauptsächlich wegen der zugrundeliegenden Krautrock-Motorik und deswegen, weil mit Eliza Niemi eine versöhnliche, weibliche Stimme durch das ansonsten sehr arithmetisch und abstrakt konstruierte System schwebt. Popmusik ist etwas anderes – aber für Freunde anspruchsvoll zelebrierter Kopfkunst ist das Ganze nicht uninteressant.
„Tuning“ von Mauno erscheint auf Tin Angel.