Des Öfteren stellt sich ja im Zusammenhang mit Musik die Frage, inwieweit diese heutzutage überhaupt noch etwas bewirken kann und ob es dabei hilft, wenn sie vielleicht ein wenig größer als das tägliche Leben angelegt ist. Mit Bezug auf die neue Scheibe von Johanna Borchert müssen beide Fragen zwingend mit „Ja“ beantwortet werden. Kurz gesagt: Johanna begann ihre Karriere als Jazz-Pianistin (inklusive Echo-Nominierung), überlegte sich dann aber, dass sie mehr zu sagen hatte und schlug eine Karriere als Songwriterin an, die sie nun auf ihrem dritten Album mutig in Bereiche führt, die dieses Genre schon wieder zu sprengen drohen.
Es gibt einen Songzyklus um die wirklich großen Fragen wie eben „Liebe oder Leere“, die musikalisch auf eine absolut faszinierende Weise in einem so bislang so auch noch nicht gehörten Format präsentiert werden. Kurz gesagt konstruiert Johanna mit ihrer Band und Produzent Opal hier ein Setting, in dem eher avantgardistische, jazzige Einleitungen in brillante, hymnische Popsongs übergehen und dabei musikalisch von elektronischer Klangmalerei in mit atypisch arrangierten, atmosphärischen Bläsersätzen in vor orchestrierte Szenarien überführt werden, wobei dann on top auch noch die elegant konstruierten Vokalarrangements (aus echten und gesampelten Elementen) im Zentrum der Betrachtungen stehen. Das bewegt dann wirklich. Und so lässt man sich anspruchsvolle Experimente zwischen purer Abstraktion und ebenso purer Emotion besonders gerne gefallen.
„Love Or Emptiness“ von Johanna Borchert erscheint auf Yellowbird/Soulfood.