Platte der Woche KW 02/2018
Also richtig zu schämen braucht sich das Londoner Quintett nicht direkt – jedenfalls wenn die Jungs die Ferkel in Ruhe lassen, die sie auf dem Cover im Arm halten. Live muss man sich Charlie Steen und seinen Mitstreitern in etwa vorstellen wie Oasis auf Speed – nur lauter, schneller und ruppiger. Diese Qualität demonstrierten sie bei ihrer Support-Tour mit Gurr vor einigen Wochen auch auf unseren Bühnen. Dass im Zusammenhang von Shame des Öfteren von Punk oder Post-Punk die Rede ist, macht auch Sinn, denn die Herren agieren ziemlich wütend und wüst (bis zur Selbstaufgabe: Gitarrist Eddie Green schlug sich beim Konzert in Köln den Kopf blutig). Auf der Scheibe relativiert sich die Sache ein wenig, denn hier stehen vor allen Dingen Steens wortgewaltige Suaden im Zentrum des Geschehens – die man zwar in den wenigsten Fällen verstehen kann, in denen er sich aber seinen Working-Class-Frust von der Seele redet.
Die Band agiert dazu als kraftvoller Motor, der Steen – mit einer gewissen Unerbittlichkeit und mit mehr Post-Rock bzw. Punk und Kraut-Rock-Elementen als klassischer Rockmusik im Gepäck – immer wieder anzustacheln scheint. Gelegentlich gibt es Riff-orientierte Rausschmeißer, hauptsächlich steht aber die coole Attitüde im Vordergrund. Das kommt wie ein frischer Wind daher und zeigt, dass wieder mal eine neue Generation in Sachen Underbelly-Rock in den Startlöchern steht.
„Songs Of Praise“ von Shame erscheint auf Dead Oceans/Cargo.