Eine mehr oder minder klassische Richard Thompson-LP legt der Meister mit seinem ersten Album mit neuem Material seit 2015 hin. Es ist auch das erste Album seit zehn Jahren, das er wieder mal selbst produzierte. Auf den 13 neuen Songs beschäftigt sich Thompson – meist anhand von Metaphern und Allegorien – mit dem Thema „älter werden“ – was sich aber nur inhaltlich, und keineswegs etwa musikalisch niederschlägt. Zwar lässt Thompson einige Blues-Schlenker in sein Werk einfließen – musikalisch zur Ruhe setzten will er sich aber keinesfalls. Stattdessen experimentiert er mit Prog-Strukturen, komplexen Gesangs-Arrangements, ungewöhnlichen Rhythmen und vertrackten Harmoniefolgen. Freilich tut er das auf eine unaufdringliche Weise und ohne seine Charakteristika – die zugrundeliegenden Folk-Roots und sein typisches, virtuoses Gitarrenspiel (das er punktuell von seinem Gitarrentechniker Bobby Eichorn an der zweiten Gitarre ergänzen lässt) aus dem Blick zu verlieren. Thompson zeigt so, dass man auch im eigenen, abgesteckten Bereich noch Inspirationen finden kann und liefert mit diesem – weitestgehend live eingespielten – Werk eine zwar einerseits zeitlose, aber andererseits auch eine im Hier und Jetzt verankerte lebendige und vielschichtige Scheibe ab.
„13 Rivers“ von Richard Thompson erscheint auf Proper/H’art.