Die Nichte des langjährigen Nick Cave-Apostels und Noir-Musikers in eigener Regie Conway Savage, legt mit dem ironisch betitelten neuen Album „Good Citizens“ wieder mal einen recht heftigen Brocken hin. Auf gerade mal neun – zuweilen dann allerdings recht langen – Tracks seziert die Australierin hier die Lage der Welt, macht sich für Minderheiten stark, warnt vor dem Zusammenbruch, verdammt Gruppenzwänge, häusliche Gewalt und Vorurteile und findet auch noch Zeit für eher persönliche Ruminationen über die Liebe. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund – und auch musikalisch gibt es da nichts, was in irgend einer Weise versöhnlich oder kompromissbereit wäre. Nach wie vor stets geprägt von dem, was Patti Smith in den 70ern in Sachen Rockmusik und Lyrik vorlebte, hämmern die Last Drinks unerbittlich die – zuweilen erstaunlich mitreißenden und hypnotischen – Beats, Hooks und Grooves zurecht, über die Cash dann im typischen, lakonischen Sprechgesang ihre Gedanken ausbreitet, die zuweilen in provokativen Zeilen wie „I Think Violence Is An Answer“ enden. Mit dieser Scheibe zeigt Cash Savage eindrücklich, dass Rockmusik sich auch heute noch eine Meinung leisten kann – auch wenn es nicht unbedingt dieselbe wie die eigene sein mag. Auf jeden Fall bemüht sich Cash Savage, etwas zu bewegen und nicht einfach nur zu unterhalten (was sie aber en passant auch tut).
„Good Citizens“ von Cash Savage & The Last Drinks erscheint auf Membran.