Die Norwegerin Kari Jahnsen lebte außer in London auch längere Zeit in Berlin – und entdeckte dabei dann die Russendisko. Gemeint ist hier die Musik – nicht der Roman. Die Inspirationsquelle für ihr zweites Album ist deswegen „alte Soviet-Disco“-Musik, wie Kari selbst meint. Außerdem waren ihr 90er R’n’B, Alice Coltranes Harfenspiel und die Kompositionen von Terry Riley wichtig. So richtig herauszuhören sind aber vor allen die Disco-Elemente, die Kari mittels analogen Synthesizer-Equipment bewusst kitschig arrangiert und in den allgemeinen Retro-E-Pop-R’n’B-Flow einfließen lässt. Besonders gut funktioniert das Ganze dann, wenn sich Kari – wie zum Beispiel in dem vorab veröffentlichten, ironischen Single-Titel „Marry Me“ – mit ungewöhnlichen Harmonien und Melodiefolgen durch die satten Grooves schlängelt, diese dann mit großer Geste und leicht pathetisch akzentuiert und dem gut gelaunten Treiben dann auch ein Mal Moll-Akkorde entgegenstellt. Leider passiert das nicht so häufig, wie es möglich gewesen wäre, so dass sich ein Großteil der Scheibe dann einer gewissen linearen Strenge unterwirft. Mit Indie-Rock oder Folkpop wie sie den auf ihrem Debüt-Album „Till It’s All Forgotten“ demonstrierte, hat das Ganze nun nichts mehr zu tun – allerdings hat Farao, wie sich Kari nennt, ihr Geschick als Songwriterin keineswegs eingebüßt, sondern nur auf ein konzeptionell anders gelagertes Level transferiert – auf diesem Projekt zum Beispiel unter dem Thema „Beziehungsgeflechte“. Was übrigens unbedingt zum Farao-Experience dazu gehört, sind die faszinierend mystisch angelegten Videos, die als Einstiegsdroge nur wärmstens empfohlen werden können.
„Pure-O“ von Farao erscheint auf Western Vinyl/Cargo.