Platte der Woche KW 21/2019
Beim dritten Mal wird alles gut? Im Falle von Honeyblood aus Glasgow eher: noch besser! Konnte uns Stina Tweeddale (die im Grunde Honeyblood ist, mal von diversen Drummerinnen-Wechseln abgesehen) schon mit den bisherigen Alben „Honeyblood“ (2014) und „Babes Never Die“ (2016) und hervorragendem Indie-Schrammel-Rock-Pop begeistern, erklimmt sie mit „In Plain Sight“ noch eine noch höhere Stufe auf der Begeisterungs-Skala – und das mehr oder weniger alleine.
Alleine deswegen, weil Stinas Drummer-Kollegin Cat Myers zuerst als Aushilfe bei Mogwai und dann als Bestandteil der Live-Band von KT Tunstall unterwegs und beschäftigt war und letztendlich aus Honeyblood ausgestiegen ist. Das hat Stina aber anscheinend eher zu erhöhtem kreativen Output verleitet und fast in Nullkommanix waren genug Songs für ein neues Album fertig. Dazu hat sich die Gelegenheit ergeben, mit John Congleton (Sharon Van Etten, St. Vincent, etc.) ins Studio zu gehen und diese Mischung macht sich zum einen durch den wirklich großen Sound dieser Platte bemerkbar und zum anderen weiß einfach Congleton, wie man Gitarren-Songs im großen und coolen Stil aufwerten kann. Es gibt natürlich immer noch so etwas wie den bisherigen Indie-Schrammel-Sound zu hören, aber diesmal gesellen sich kleinere elektronische Experimente hinzu. Da kommen auch schonmal Synthies zum Einsatz („Touch“), da wird ordentlich verzerrt („Gibberish“), es wird auch mal düster („Take The Wheel“) oder poppig („The Third Degree“). Alles Zutaten für eine gute Zeit, für eine tolle Platte, die vor Selbstbewusstsein strotzt, auf der es zuhörenswerte Songtexte gibt – wir ziehen alle unsere Hüte, Stina Tweeddale. Klasse!
„In Plain Sight“ von Honeyblood erscheint auf Marathon Artists/Soulfood.