Die norwegische Performance-Künstlerin und musikalische Exzentrikerin Jenny Hval lässt auf ihrem neuen Album alle avantgardistischen Nickeligkeiten beiseite, verwendet soundmalerische Experimente nur noch als Garnitur und konzentriert sich stattdessen ganz auf das kommunikative Element ihrer Musik. Das Ergebnis ist eine „ganz normale“ (im Sinne von „verständlicher“ und „nachvollziehbarer“) Club-Pop-Scheibe auf E-Pop-Basis. Bei geringeren wäre das eine Art Todesurteil – doch Jenny Hval ist eine viel zu clevere Songwriterin und ideenreiche Musikerin, um dieses Experiment in Banalität oder Belanglosigkeit versacken zu lassen.
Es gibt auch einen philosophischen Grund für diesen Gesinnungswandel – denn ging es auf den vorangegangenen Alben Jennys darum, zu verstören, zu provozieren und die düsteren Aspekte des Daseins in Klänge zu gießen, so geht es auf der neuen Scheibe um die Synthese aus Leben und Kunst, Kommunikation und menschlichen Beziehungen. Das geht natürlich nicht mit abstrakten Klanginstallationen. Stattdessen schrieb Jenny vergleichsweise konventionelle Songs, die aber stets musikalisch ansprechend und interessant aufbereitet sind und lyrisch eher auf poetische Gedankengänge setzen als auf konstruierte Prinzipien und Konzepte. Für gewisse Künstler(innen) – und zu denen zählt Jenny allemal – ist der Weg zum Versöhnlichen also zuweilen doch der radikalere.
„The Practice Of Love“ von Jenny Hval erscheint auf Sacred Bones/Cargo.