Es ist so richtig kein Wunder, dass das neue Werk von Allison Moorer ziemlich ungeschminkt daher kommt und von Produzent Kenny Greenberg fast asketisch und betont rau in Szene gesetzt wurde, denn hier taucht die Gute tief in die eigene Vergangenheit ein und legt alte Wunden offen, die bislang unter einem unausgesprochenen Tabu verborgen lagen, die Allison und ihre Schwester Shelby Lynne bisher mit eher allegorischen Pflastern musikalisch abdeckten. Denn auf „Blood“ geht es um die Familiengeschichte – inklusive des Todes der eigenen Mutter durch die Hand des eigenen Vaters. Bereits 1999 notierte sie erste Skizzen für das nun vorliegende Material – fühlte sich damals aber noch zu jung, sich an das Thema heranzuwagen. Da sie sich zum Glück nicht – wie früher – musikalisch von ihrem jeweiligen Ehemann (in dem Fall den Country-Bombast-Popper Hayes Carl) inspirieren ließ, erleben wir hier eine Allison Moorer, die ihr Innerstes nach außen kehrt und den Zuhörer daran teilhaben lässt – und zwar recht stoisch, denn für Wut, Trauer, Hass oder andere Extreme scheint kein Platz. Das sorgt für ein nicht immer angenehmes – aber auf jeden Fall immens lohnendes Hörerlebnis.
„Blood“ von Allison Moorer erscheint auf Autotelic/Membran.