Platte der Woche KW 07/2020
Auf ihrem dritten Album beschäftigen sich Calin Peters, Martin Earley und Devin Mauch mit ihren „persönlichen bzw. emotionalen und politischen Differenzen mit der Welt“. Und die sind eben zuweilen recht unschön bzw. „unlovely“. Und komplex. Und das erklärt dann auch den musikalischen Ansatz, den das Trio dieses Mal verfolgte. Schon auf dem letzten Album „Deadeye“ zeigte sich, dass die Ballroom Thieves mit dem Label „Indie-Folk“, das ihnen aufgrund des weitestgehend akustischen Ansatzes ihrer ersten Veröffentlichungen auferlegt worden war, nicht so recht glücklich sein wollten. Ergo wurde die musikalische Palette für das dritte Album nochmals erheblich erweitert, so dass sich das Trio nunmehr auf einem Level bewegt, wie das ansonsten größere Ensembles wie die Decemberists in den USA oder Belle And Sebastian in England tun.
Politische Ambitionen hatten die Ballroom Thieves schon mit der letzten EP „Paper Crown“ gezeigt, die die Anti-Trump-Single „Do Something“ erhielt. Herausgekommen ist jetzt eine bemerkenswert ambitioniert strukturierte, stilistisch vielseitige, originell arrangierte und spielfreudig interpretierte Songsammlung mit der die Thieves die Möglichkeiten des Materials auf geradezu akribische Weise bis in die letzten Winkel ausloten. Wo sich andere mit Klischees, Manierismen und Regelwerken zufrieden geben, begeben sich die Ballroom Thieves gerne auf unbekanntes Terrain und erforschen die Zusammenhänge im Vorbeigehen – wodurch die Komplexität des Themas angemessen repräsentiert wird. Übrigens ohne dabei in Zorn, Depression oder Resignation zu versinken – aber gelegentlich durchaus druckvoll. Das Trio gibt sich halt mehr Mühe als andere. Punkt. Und als besonderes Bonbon lassen sich die Ballroom Thieves auf dem Titeltrack „Unlovely“ von den Bostoner Kollegen von Darlingside unterstützen.
„Unlovely“ von The Ballroom Thieves erscheint auf Nettwerk/Warner Music.