Wichtiger noch als ein scharfes musikalisches Profil scheint für Haley Fohr – bzw. das Alter Ego Jackie Lynn – das Image zu sein. Nachdem Haley zunächst mit dem Folk-Projekt Circuit des Yeux für Furore sorgte, gibt es jetzt ein Nachfolgeprojekt, in dem sich Haley als maskentragende, mystische Drag-Queen Jackie Lynn präsentiert, deren fiktives Leben nun bereits in einer zweiten Folge unter dem Titel „Jacqueline“ erzählt wird. Mit Folk hat das – anders als Circuit des Yeux – nun musikalisch nichts mehr zu tun. Stattdessen gibt es – den portraitierten Vignetten entsprechend – ein glamouröses Glam-Disco-E-Pop-Setting, das die Abenteuer von Jacqueline operettenhaft exaltiert illustriert – freilich ohne den Aspekt der Düsternis ganz außer Acht zu lassen, was zu ganz reizvollen Kontrasten führt. Freilich: Diejenigen, die vielleicht Circuit des Yeux wegen der stilistischen Nähe zu Antony Hagerty / Anonie gemocht haben, sollten aufpassen: Das hier ist von einem ganz anderen Technicolor-Kaliber als das eher monochrom angelegte Zirkusprojekt.
„Jacqueline“ von Jackie Lynn erscheint auf Drag City/Indigo.