Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts – jener Zeit also, in der es langsam möglich wurde, Musik tontechnisch einzufangen und zu replizieren – waren Poeten das, was heutzutage die Rockstars sind. Warum eigentlich wird das von den heutigen Liedermachern und Songwritern – zumindest hierzulande – eigentlich so wenig goutiert? Marco Schmedtje jedenfalls scheint dieses Problem nicht zu kennen. Zuletzt machte Schmedtje ja vor allen Dingen durch seine Projekte mit dem gewesenen Selig-Frontmann Jan Plewka auf sich aufmerksam, mit denen beide auf dem Spuren von Rio Reiser und Simon & Garfunkel (beides auch auf ihre Weise keine schlechten Poeten) wandelten.
Dieses neue Solo-Album ist jedoch etwas Besonderes – und zwar indem Schmedtje hier eine vor 18 Jahren entstandene Akustik-Session zur Basis machte, um die herum er dann weitere neue Songs in einem ähnlichen Stil produzierte. In beiden Fällen stehen dabei Schmedtjes einfühlsame Selbstbespiegelungs-Lyrics mit eben jener eingangs erwähnten, besonders romantisch/lyrischen Note, die den Auteur eher in die Nähe von Poeten als jene seiner knüppelreimenden Gebrauchsdichter-Kollegen stellen. Dabei überrascht zweierlei: Wie gut die alten und neuen Tracks stimmungsmäßig zueinander finden, und dass sich das Ganze dann auf einer – zwar zuweilen mit orchestralen Vignetten augmentierten – akustischen Basis bewegt. Nicht schlecht für jemanden, der ansonsten daran gewöhnt ist, anderen Zuzuarbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
„18“ von Marco Schmedtje erscheint auf recordJet.