Platte der Woche KW 11/2021
Als das britische Quartett Black Honey 2014 im heimatlichen Brighton zusammen kam, gehörten Izzy B. Phillips und ihre Jungs zeitlich zufällig zu den Gründer-Eltern der bis heute aktiven, lebendigen Brightoner Musikszene – hatten allerdings mit der tendenziellen Singer/Songwriter-Ausrichtung ebendieser Szene nicht viel gemein. Stattdessen setzten Izzy & Co. von vorneherein auf schrillen, bunten, lauten Power-Pop, Rock mit anarchistischer Punk-Attitüde und Glamrock im besten Sinne. Das selbst betitelte Tonträger-LP-Debüt von 2018 war dann – wie Izzy heutzutage freimütig einräumt – aufgrund seiner allzu liberalen Hinwendung zur großen Pop-Geste eher untypisch für das, wofür Black Honey nun, auf dem zweiten Album „Written & Directed“ wieder stehen. Und dabei geht es darum – so Izzy – dem allgegenwärtigen Patriarchat den feministischen Stinkefinger zu zeigen, indem man es sich einfach gut gehen lässt, sich amüsiert und Spaß hat – und sich somit auch effektiv „empowert“.
Auf der visuellen Ebene geschieht geschieht das durch die kunterbunten Videos, in denen Izzy & Co. in schriller Kostümierung ihrem Faible für Drag und Travestie freien Lauf machen (und die aufgrund ihrer zahlreichen Film-Referenzen auch für den Titel des Albums „Written & Directed“ ausschlaggebend sind). Auf der musikalischen Ebene ist dabei eine deutliche Hinwendung zu den rockigeren Roots des Quartetts zu beobachten. Grunge- und Glamrock und Power-Pop sind – neben Motown-Referenzen, klassischem Gitarrenpop und einer Prise New Wave-Drive – die treibenden Kräfte von „Written & Directed“. Zufällig ergibt sich aus dem – eigentlich vor der Pandemie geschriebenen – Song „Disinfect“, in dem Izzy von der Vorahnung eines drohenden Unheils geplagt wird, (insbesondere durch ein geschickt geschnittenes Video aus News- und Filmschnipseln, dass in Japan bereits viral ging) auch noch ein aktueller politischer Bezug zu Pandemie-Situation.
„Written & Directed“ von Black Honey erscheint auf Foxfive/Membran.