„Der Norden hat etwas einzigartig Trostloses – aber in dieser Trostlosigkeit gibt es auch eine gewisse Art von Schönheit“, stellten Joey Cobb und Katie Drew fest, als sie sich entschlossen, nach ihrem Studium in London wieder in ihre Heimatstadt Preston zurückzukehren, um dort ihre in der Hauptstadt gewonnenen Impressionen in einer alten Textilfabrik in einem klassischen Dreampop-Shoegazer-Format zu Musik zu machen. Das löst sowohl musikalisch wie auch atmosphärisch eine ganze Menge Assoziationen aus. Denn der Norden Englands galt ja immer schon als kreativer Motor der britischen Musikszene und hat in dieser Funktion schon so einige stilistische Revolutionen durchgemacht, die man heutzutage unter dem Begriff Post-Punk zusammenfasst – was der Sache aber eigentlich nicht annähernd gerecht wird.
Die White Flowers haben sich – wie angedeutet – ein klassisches New Wave Pop-Setting ausgesucht, das mit seiner verhallten Wall Of Sound-Ästhetik, den psychedelischen Klangwolken und Katie Drews halblaszivem, hochmelodischen Sirenen-Gesang Erinnerungen an den legendären „factory-Sound“, die Cocteau Twins, Slowdive oder sogar My Bloody Valentine erinnert. Freilich ohne emulative Absicht, sondern mehr so als Hommage an die großen Zeiten dieser Art von Sound. Unterstützt von Jez Williams von Doves, in dessen Manchester Studio dem Material der letzte Schliff gegeben wurde, gelang den White Flowers ein wirklich nettes Genre-Album, das auch gar nicht viel mehr sein möchte – was die Sache doppelt sympathisch macht.
„Day By Day“ von White Flowers erscheint auf Tough Love/Cargo.